Klett-Cotta 2020. 213 Seiten
ISBN: 978-3-608-98326-5
20,00 Euro
Iris Wolff verknüpft in ungemein poetischer Sprache die Lebenswege einer Familie, die Tiefen ihrer Freundschaften und die Gewissheiten ihrer Gefühle über mehrere Generationen hinweg. Schauplatz und Ausgangspunkt sind die dörfliche Welt des Banat und Siebenbürgens, wo die deutschsprachige Autorin 1977 selbst geboren wurde.
Der Roman umfasst sieben Kapitel, die alle für sich stehen können, die aber von der zu Ende gehenden Herrschaft des rumänischen Königs Michael bis in die Zeit nach dem Zusammenbrechen des Ostblocks und dem Sturz Ceauşescus reichen. Im Vordergrund jeden Kapitels steht aber immer die Person, deren Geschichte jeweils erzählt wird. Ein Buch, das gut in eine evangelische Bücherei mit Leser*innen passt, die es gerne auch noch ein 2. Mal lesen, um die feinen Schwingungen seiner Sprache ganz zu erfassen.
SL
Irmgard Kremer-Bieber
Die Autorin wird 2021 für dieses Buch mit dem Evangelischen Buchpreis ausgezeichnet. In der Pressemeldung des Evangelischen Literaturportals heißt es:
Pressemeldung
Leserpreis für Iris Wolff
Evangelischer Buchpreis 2021 für den Roman „Die Unschärfe der Welt“
Mit dem Evangelischen Buchpreis 2021 wird die Autorin Iris Wolff für ihren Roman „Die Unschärfe der Welt“ (Klett-Cotta 2020) ausgezeichnet. Diese Entscheidung gab der Vorsitzende des Evangelischen Literaturportals, Landesbischof Ralf Meister, bekannt. Er dankte der Jury, die das Buch aus 99 Vorschlägen von Leserinnen und Lesern ausgewählt hat.
In der Begründung der Jury heißt es:
„Was für ein Reichtum begegnet uns in diesem Buch. Es ist Zeitgeschichte, Liebesgeschichte, Familienerzählung in einem. Voller Poesie und philosophisch noch dazu. „Die Unschärfe der Welt“ erzählt vom Leben eines Pfarrers und seiner Familie während der kommunistischen Diktatur in Rumänien. Es gilt, den Alltag mit seinen Freuden und Widrigkeiten zu bewältigen, die Angst vor der Unterdrückung und Verfolgung durch den rumänischen Geheimdienst auszuhalten, Armut und Mangel zu bestehen. Der Roman erzählt zugleich von der Liebe. Wie sie entsteht und wächst, wie sie verloren geht, wie sie sich in der Routine einrichtet, wie sie verraten wird und wie sie auch eine Trennung überdauert. Mit nüchternem Blick und großer Zartheit lässt Iris Wolff uns an den Menschen und ihren Entdeckungen der Liebe teilhaben.
Und es ist die Geschichte einer Familie von Donauschwaben, die beschreibt, wie vier Generationen miteinander verflochten sind, wie sie zusammengehören und doch jeweils ihre eigenen Wege gehen.
Und zwischen all diesen Facetten des Lebens streut die Verfasserin immer wieder feine Beobachtungen ein über die Sprache, das Erzählen von Geschichten, das Erleben der Zeit, das Wachsen im Leben. Mit kurzen, prägnanten Sätzen leitet die Autorin überraschende Wendungen ein, macht neugierig, nimmt ihre Leserinnen und Leser mit in die Träume der Menschen und ihrer Erinnerungen. Der Blick auf die Welt muss dabei unscharf bleiben. Denn das Wahrnehmen und Verstehen des Geschehens sind nicht eindeutig. Manchmal lässt es sich nur in der Sprache der Poesie metaphorisch beschreiben.
Iris Wolff ist ein Buch gelungen, das einen sehr realistischen Blick auf das Leben wirft. Und das zugleich eine große Liebeserklärung an das Leben ist. Es macht Freude es zu lesen und stimmt hoffnungsfroh.“