Rowohlt 2021. 301 Seiten
ISBN: 978-3-498-00122-3
24,00 Euro
Die Erinnerungen des Autors (Jahrgang 1948) an seine Kinder- und Jugendzeit in der Familie Selge sind so anschaulich geschildert, dass die jeweilige Situation wie ein Foto vor den Augen der Lesenden entsteht. Es gelingt ihm die Schwierigkeiten seiner Eltern mit der neuen Situation nach dem verlorenen Krieg objektiv darzustellen, obwohl er deren Einstellung nicht versteht. Gerade die vielen Reglementierungen der 50er und auch noch der 60erJahre, mit denen sich ein ideenreiches und nicht angepasstes Kind auseinander zu setzen hatte, beschreibt er eindrucksvoll und ohne Vorwurf. Obwohl seine Verfehlungen vom Vater immer hart mit dem Rohrstock bestraft werden, steht er zu seinen Handlungen. Dennoch hasst er seinen Vater nicht und wundert sich später, dass er ihm sogar noch liebevoll zugetan ist. Es ist eine Annäherung an die eigenen Gefühle, Empfindungen und Emotionen in dieser Zeit, aber auch eine Betrachtung der vielen Missverständnisse zwischen Vater und Sohn.
Diese erzählten Erinnerungen ziehen in Bann und sind über die ereignisreiche Familiengeschichte hinaus auch ein wichtiges Zeitzeugnis. Für jede Bücherei sehr zu empfehlen, denn es ist nicht wieder einmal ein Veröffentlichung von einem bekannten Schauspieler, sondern eine in Sprache und Stil gelungene Reise durch Familiengeschichte, eigene Erfahrungen und das Zeitgeschehen.
SL
Ursula Neumann